Mode

Das Aus für das Designer-Diktat?

Lange Zeit bestimmten die Luxusmarken großer Designer den Modemarkt und wer etwas auf sich hielt, beugte sich ihren Vorgaben. Doch moderne Models und Fashionistas wollen mehr: das Andere, Außergewöhnliche, Individuelle.

"Etwas zu kaufen, nur weil es in Mode ist, ist ein Ding der Vergangenheit", sagt Jean-Jacques Picart, Berater diverser Modemarken und einer der führenden Fashiongurus. "Leute wollen das, was anders ist."

Er erklärt, dass die Branche einen fundamentalen Wandel durchmache, in dem sich jeder Bereich der Modeindustrie, vom Design bis hin zum Verkauf, grundlegend verändere.

"Die Rezepte von Gestern, als Tom Ford in den 90ern zu Gucci kam, gelten nicht mehr", sagt Picart. Der stets präsente Ford verhalf Gucci bis zu seinem Weggang 2004 nicht nur zum Erfolg, sondern prägte auch ein neues Bild vom Modedesigner als Manager, der jedes Detail unter Kontrolle hat - das Aussehen der Kleider ebenso wie die Werbung oder die Einrichtung der Shops.

Ford sagte einmal: "Dieser Job ist eine Egosache. Ein Designer zu sein und zu sagen: 'So sollen die Leute sich anziehen, so soll ihr Zuhause aussehen, so hat die Welt zu sein.' Aber das ist ja auch das Ziel, Weltherrschaft durch Stil."

Und über Jahre hinweg folgten die großen Designer seinem Vorbild und schufen die verschiedensten Waren, alle einem einzelnen Stil verhaftet. "Das wurde zur Zwangsjacke", sagt Picart. Stattdessen komme die Überraschung wieder in Mode, und der Individualismus. Teure Marken werden nicht mehr als automatisch besser beurteilt, schon gar nicht, wenn günstige Labels wie H&M die Trends frisch vom Laufsteg übernehmen und Model Kate Moss Kleidung für den britischen Top Shop entwirft.

In einer Welt, wo sich dank Fernsehen und Internet Moden rasend schnell verbreiten und verändern und jeder theoretisch alles haben kann, ist Individualismus gefragter denn je. Schließlich wollen sich Fashionistas von der Masse abheben.

Auch Ethik und Umweltbewusstsein spielen in der Modebranche eine immer größere Rolle. In Zeiten, die von Zukunftssorgen und Terrorängsten beherrscht werden, wandeln sich die Ansprüche der Käufer, erläutert Picart. "Die Leute wollen nicht mehr gut aussehen, sie wollen sich gut fühlen.

Die Marke muss zeigen, dass sie den Kunden respektiert, da kommt auch Ethik ins Spiel." In dieser neuen Modewelt sind die Schlagwörter also "außergewöhnlich", "anders" und "ethisch" und der Designer ist nicht mehr nur Manager, sondern wieder ein kreativer Künstler.
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